Die Tornowseen oder Ein Lieblingsplatz der Berliner

Dorfkirche Pritzhagen
Die Dorfkirche von Pritzhagen

Vom 13. bis zum 20. September 1862 reiste Fontane durch das Oderland, besuchte Dörfer und Städte, bekannte und unbekannte. Ergänzt durch umfangreiche historische Studien, ging aus dieser Reise der Teil "Oderland" der "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" hervor.
Der Märkischen Schweiz widmete er sich in einem Kapitel über Buckow sowie in einem den großen und kleinen Tornowsee, wo er einen der Lieblingsplätze der Berliner besuchte.

Straße nach Tornow
Ortsausgang Pritzhagen

Den beiden Tornowseen nähert man sich am einfachsten vom Pritzhagen aus. Am Ende des Ortes führt eine unscheinbare Straße aus dem Dorf heraus. Um so malerischer schlängelt sie sich von Pflaumenbäumen gesäumt zwischen Hügeln hinunter, bald den Wald erreichend. Spätestens hier ahnt man, warum die Gegend als Märkische "Schweiz" bezeichnet wird. Die Koppeln und Wiesen rechts und links erinnern an Bergweiden; schließlich sieht man durch die Bäume bald das Wasser des großen Tornowsees glitzern. Hat Fontane auf diesem Weg die beiden Seen erreicht?

Weg von Pritzhagen zum Dachsberg
Fontanes Weg zum Dachsberg?

Ist Fontane tatsächlich aus Pritzhagen gekommen, ist er vielleicht auch nach dem letzten Gehöft rechts einen Feldweg eingebogen. In Richtung "Poetensteig" zeigt der Wegweiser. Der Weg wird bald mehr zu einem Feldrain, folgt man ihm jedoch tapfer weiter, gelangt man zur sogenannten "Silberkehle" und auch zum "Dachsberg". Dieser tritt in der Chronologie des Kapitels auch als erstes auf. Wen wunderts es, scheint er doch zu damaliger Zeit eine echte Attraktion gewesen zu sein:

Als einer der reizendsten Punkte gilt der "Dachsberg", kaum eine Viertelstunde vom Dorf entfernt und mit Recht ein Lieblingsplatz aller märkischen Touristen. Auch Berliner huldigen ihm. Und das ist doch schließlich immer das Entscheidende!

Blick vom Dachsberg auf den kleinen Tornowsee
Blick über den kleinen Tornowsee

Tatsächlich ist der Blick vom Dachsberg bezaubernd! Tief unten liegt der kleine Tornowsee, darüber ein Fernblick in Richtung Müncheberg, rechter Hand die letzten Häuser von Buckow.

Zur Zeit Fontanes scheint es Treppen gegeben zu haben, auf denen er hinabstieg. Von diesen ist heute nichts mehr zu sehen, jedenfalls nicht auf den ersten Blick.

Den kleinen Tornowsee erreicht man durch die "Wolfsschlucht", den großen Tornowsee durch die "Silberkehle". Schlucht oder Kehle, es handelt sich um tief eingeschnittene und zum Teil steil hinabfallende Gräben, die nur zeitweise Wasser führen, im Fläming also vielleicht als Rummeln bezeichnet würden.

Blick auf das Haus am Tornowsee
Das Haus am Tornowsee

Am großen Tornowsee findet man den Ort Tornow. Aber halt! Tornow ist amtlich ein Wohnplatz bei Pritzhagen, einem Ortsteil von Bollersdorf in der Gemeinde Oberbarnim. Hauptsehenswürdigkeit ist das Herrenhaus, das der Besitzer der Güter Bollersdorf und Pritzhagen nach der 1900er Jahrhundertwende errichten ließ. Der "zierliche Bau", eine Villa im Schweizer Stil, den Fontane kennen lernte, wurde in den 1960er Jahren wegen Baufälligkeit abgerissen. Der Fontane-Experte Gotthard Erler scheint daher einem Irrtum zu unterliegen, wenn er meint, das Fontane-Villa existiere noch.
Das Herrenhaus bestimmte die Geschichte des Wohnplatzes Tornow bis heute. Nachdem die von Oppens ihren Besitz in der Weimarer Republik verloren, wurde es im 2.Weltkrieg Lazarett und 1946 Kinderheim. In den 1970er Jahren wurde es eines der umstrittenen "Spezialkinderheime" der DDR. Der Heimbetrieb endete im Jahr 2000. Das "Haus Tornow" ist heute ein Gästehaus, eine Sonderpädagogische Schule befindet sich in einem anderen Gebäude, gegenüber der alten Schule, einem reizenden alten Fachwerkbau, vermutlich noch im Schweizer Stil der alten Fontane-Villa.

Die Pritzhagener Mühle
Die Pritzhagener Mühle - älteste Gaststätte der Märkischen Schweiz

In der Gegend um die Tornowseen kann man sich eigentlich nicht verlaufen. Eine Vielzahl von Wegweisern laden zu Zielen in allen Richtungen ein, kaum eines ist mehr als eine halbe Stunde entfernt: Teufelsstein, Grenzlinde, und und und ... . Buckow ist zu Fuß bequem in einer Stunde zu erreichen. Doch wer eine gastronomische Versorgung sucht, muss sich nicht dorthin auf den Weg machen. Nur wenige Minuten vom großen Tornowsee findet man das traditionsreiche Restaurant "Pritzhagener Mühle", spezialisiert auf Fischgerichte. Vielleicht hat ja auch Fontane dort gegessen, schließlich erhielt die Mühle 1827 die Schankgenehmigung und gilt damit sogar als älteste Gaststätte der Märkischen Schweiz.

Viel Zeit wird Fotnane auf seiner siebentägigen Reise nicht in der Märkischen Schweiz verbracht haben können, schließlich weilte er auch im Oderbruch, in Freienwalde, besuchte diverse Schlösser der Region, machte einen Abstecher in das Brandenburg östlich der Oder und auf den Hohen Barnim. Ob er sich wirklich, wie er schreibt, die Zeit für eine Kahnpartie genommen hat? Wer weiß. Wir jedenfalls konnten einen Kahn beobachten und Fontanes Kapitel-Schlusswort stimmte:

"Friede" ist die Parole am großen Tornow-See.

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Kommentare: 11
  • #1

    bittner (Sonntag, 12 Mai 2013 18:17)

    hallo ich war auch ein mal hier am Tornowsee 1950 im heim.

  • #2

    Admin (Sonntag, 12 Mai 2013 18:27)

    Hätten Sie vielleicht Lust, hier ein wenig davon erzählen?

  • #3

    Bittner (Freitag, 07 Juni 2013 14:54)

    nun ja was soll ich Schreiben es war 1950/51 ich war damals 14 Jahre alt es wäre schön noch eine Person kennen zu lernen die damals da war .ich hatte ein mal eine Kuh oder Bulle das Leben gerettet ich holte Hilfe vom Heim wir waren dann 20 Personen.

  • #4

    mein-brandenburg (Freitag, 07 Juni 2013 15:04)

    Schön, dass Sie sich noch einmal gemeldet haben. Ja, vielleicht findet sich ja noch jemand, der ebenfalls dort war. Das Internet ist ja für Überraschungen gut ...

  • #5

    bittner (Freitag, 14 Juni 2013 09:06)

    hallo mein Brandenburg wir kinder hatten mal ein Sportplatz Zwischen Tornow und Pritzhagen gebaut 1950 ich würde mich freuen etwas zu hören.

  • #6

    bittner (Mittwoch, 01 Januar 2014 12:02)

    hallo mein Brandenburg ich melde mich noch ein mal ich glaube sie sind alle verstorben

  • #7

    silvio (Freitag, 11 Juli 2014 23:55)

    das war die hölle ich musste maschieren zum knüppeln oder mit ein hammer dachziegel zerschlagen fur den scheiss waldweg ins dorf

  • #8

    Bittner,Lothar (Samstag, 31 Dezember 2016 09:26)

    nun bin ich 80 geworden die zeit vergeht es hat niemand sich gemeldet ich schrieb das erste mal 12 Mai 2013 nun meldet euch mal viele grüße bittner

  • #9

    bittner (Samstag, 22 April 2017 17:47)

    Nach 67 Jahre habe ich es Geschafft noch ein mal Haus Tornow zusehen am am 15 .4.2017 habe alles wieder erkant wie vor 67 Jahre .Ich war von 1950-51 nur ich wusste nicht das Herr Riese unser Heim Leiter 1951 verstarb ich hatte ihn nur 3 mal gesehen ein mal musste ich im Herrenhaus er sagte das mein Vater kommt .Ich werde auch noch ein paar Bilder senden viele grüße bittner

  • #10

    bittner (Mittwoch, 24 Mai 2017 18:50)

    Hallo silvio habe mal eine frage von wann warst du dort im Heim Haus Tornow gruß bittner

  • #11

    Bittner 22.08.2019 (Dienstag, 20 August 2019 12:54)

    nun bin ich schon 83 ich war 1951 im Heim ich glaube es leben keine mehr